Exkursion zum Dokumentationszentrum „NS-Ordensburg Vogelsang“

Als katholische deutsche Studentenverbindung sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und möchten auch unseren Mitgliedern stets die Möglichkeit zur persönlichen Fortbildung bereitstellen.
Dieses Mal führte uns dieser Bildungsweg zum Dokumentationszentrum „NS-Ordensburg Vogelsang“, einem Täter Ort der Nationalsozialisten. Das heißt an diesem Ort wurden, laut Tourguide, keine Menschen verletzt, wohl aber Täter ausgebildet, die im Laufe des Krieges diverse und schwere Kriegsverbrechen begingen.


An einem sonnigen Mittwochvormittag trafen wir uns am Pfaffenturm um gemeinsam die Reise in die Eifel, in die Nähe des Rursees anzutreten. Schon bei der Ankunft auf dem weitläufigen Gelände bekamen wir einen Vorgeschmack von dem Beton gewordenen Größenwahn der Nationalsozialisten.

Die Ordensburg selbst mutet architektonisch eher modern an als eine klassische mittelalterliche Burg. Gebrochen wird die NS Architektur von neuen, hellgrünen Akzenten und einem modernen Touristenzentrum mit Gastwirtschaft.

Unser Guide war sehr aufgeschlossen und passte die Führung gut auf uns an. Im freundlichen Gesprächston ging es durch ehemalige Hörsäle für den nationalsozialistischen Nachwuchs, durch Kultstätten mit nun abgedecktem Hakenkreuz und Außenanlagen, stets mit Abbildungen vom „idealen Herrenmenschen“.

Dabei kamen das Dokumentationszentrum und besonders unser Guide der Verantwortung absolut nach, die Bauten und das damals verbreitete Gedankengut einzuordnen und aufzuklären. Die Gigantomanie wurde uns erst richtig bewusst, als wir entlang der zahlreichen Baracken die Treppen zu den Sportanlagen hinabsteigen. Riesige Sportplätze reihten sich an Kultstätten und Aufmarschplätze. Mit einer Fotomappe konnten wir die damalige Nutzung nachvollziehen. Die Ordensburg Vogelsang ist wahrlich ein Ort gewesen an dem bildgewaltig die Indoktrination durch den Nationalsozialismus vorangetrieben wurde. Mit Reitsport wurde z.B. nicht der Sport an sich sondern das „Unterwerfen von Körper und Geist eines Lebewesens“ gelehrt.

 

Nach langem Aufstieg zu den oberen Plateaus der Burg besichtigten wir eines der Mannschaftsquartiere und auch die Trinkhalle. Die Junker, wie die Schüler damals dort genannt wurden, hatten meist eher nur die richtige „Arische“ Abstammung für die Ausbildungszentrum. Die Bildung war nebensächlich und so wären viele der Absolventen absolut mit den ihnen angedachten Führungspositionen absolut überfordert gewesen. Überall konnte man in kleinen Ausstellungen den Lebensalltag auf der Burg Vogelsang nachvollziehen. Auch die Verbrechen der ehemaligen Junker und ihre Straffreiheit nach dem Krieg, bedingt durch NSDAP Parteigänger auf manchen Richterstühlen in Nachkriegs Deutschland, wurde ausgiebig beleuchtet.


Von 1946 bis 2006, also deutlich länger als die Nationalsozialisten, nutzen Briten und Belgier die Burg als Militärstützpunkt. Auch ihre Einflüsse auf diesen Ort besichtigten wir, z.B. das Truppenkino. Dieses ist eines der wenigen noch erhaltenen seiner Art. Dort finden heute wieder Konzerte und Kino Vorführungen statt, bald auch wieder mit historisch akkuratem Projektor.

Der durchaus lehrreiche und prägende Ausflug wurde auf dem damals geplanten Platz des „Haus des Wissens“ abgeschlossen. Dieses „Haus des Wissens“ hätte ironischer Weise komplett leer bleiben sollen. Ebenso wie das geplante 100m x 300m Schwimmbecken oder das schon in den Berg gesprengte Fußballstadion, welches größer als das Olympiastadion in Berlin werden sollte, wurde dieser Tempel des Faschismus nie gebaut.

Mit vielen Eindrücken und einem, zum Teil, mulmigen Gefühl machten wir uns auf den Weg zurück zum Pfaffenturm. Dort ließen wir beim gemeinsamen Abendessen den Ausflug Revue passieren.

Benedikt Heinrichs,

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