Gestern trutziger Wehrturm - heute Heimat der Ripuaren
60 Jahre Wiederaufbau und -belebung durch die KDStV Ripuaria und den Studentenheimverein am Pfaffenturm: Die Verknüfung von Vergangenheit und Zukunft manifestiert sich am Pfaffenturm - mitten in Aachen gelegen. Sie bietet einerseits Gelegenheit zur Identifikation mit der Kaiserstadt, andererseits einen Beitrag zum täglichen und fröhlichen Miteinander der Studenten. Wer heute vom langen Turm kommend die Junkerstraße hinabgeht, der erkennt kurz vor der Kreuzung Lochnerstraße linksseitig den Pfaffenturm und Teile der etwa zwei Meter breiten und acht Meter hohen "Äußeren Stadtmauer" von Aachen. Der Pfaffenturm ist mit einem Durchmesser von ca. neun und einer Höhe von insgesamt ca 14 Metern zuzüglich einem Kegeldach Teil der im 15. Jahrhundert erbauten Stadtbefestigung. Als Wehrturm konzepiert, ermöglichten Schießschachten eine Rundumverteidigung. Den Baubeginn des Turms belgen eine im Stadtarchiv vorhandene städtische Baumeisterrechnung von "bumester her Lambret Buck ind Willem van Rade unterbumesiter" aus dem Jahre 1441/1442, und die dazugehörige Schlussrechnung der "leyendecker" (Dachdecker) von 1456 benennt die Fertigstellung. Hierbei wird der Wehrturm Suylisbach (Schweinesuhle), einer schon von den Römern benutzte Abwasserrinne, genannt. Eine Verpflichtung des Aachener Münsterstifts aus dem Jahre 1603 zur Stellung der Turmwache ergab den Namen "Pfaffenturm"
Nachdem die Verteidigungsfunktion hinfällig geworden, das Kegeldach zerstört und nur notdürftige Teilsanierungen erfolgt waren, wurde der Turm als Eiskeller und in der Zeit des Nationalsozialismus als SS-Heim genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich der Pfaffenturm in einem desolaten Zustand. Der Studentenheimverein am Pfaffenturm (damals noch Hausverein Ripuaria genannt) hat Mitte der 1950er Jahre das angrenzende, bahn-seitige Grundstück erworben und bebaut. Über die Nutzung des Pfaffenturms, der inzwischen in äußerst schlechter baulicher Verfassung war, wurde 1958 mit der Stadt Aachen ein Pachtvertrag mit der Auflage zur Erhaltung der Bausubstanz des Turms abgeschlossen. Besonders den Statikern und Bauingenieuren der Ripuaria oblag es damals, den Turm wieder nutzbar zu gestalten, Zwischendecken zu erneuern, den Grautonanstrich der NS-Zeit zu entfernen sowie Dach und Fenster wetterfest herzurichten. So entstanden im Turm drei Räume, die von den Studenten fortan durch Lerngruppen oder zu kleinen Versammlungen genutzt werden. Später wurde eine Toilettenanlage im Untergeschoss in Schaufel- und Eimerarbeit (Gerätschaften lassen sich in das alte Gemäuer nicht einbringen) errichtet, so dass auch gesellige Stunden in den Räumen des Pfaffenturms stattfinden konnten.